BILDERCHRONIK

 

Dornfeld

Kreis Nikolsburg

 

Ansichtskarte"

 



Vertriebest du aus deinem Tag
herzlos die Heimat Stück für Stück,
des nachts, in deines Herzens Schlag,
kehrt sie als Traum zurück.

(Hans Frank)


 

INHALTSVERZEICHNIS
   VORBEMERKUNGEN
   LAGE - BESCHREIBUNG
   AUS DER GRÜNDUNGSGESCHICHTE
   WIE ES ZUR NEUGRÜNDUNG VON DÖRFERN KAM
   ZUR GEMEINDEFLUR
   GLOCKENTURM
   GEMEINDVERWALTUNG
   DIE SCHULE
   KLASSENBILDER
   DAS GASTHAUS
   VEREINE
   DAS GEMEINDEHAUS
   DER KAUFLADEN
   BAUERNHÄUSR
   BUSCHENSCHANK
   DIE "LAHMGRUI"
   BRAUCHTUM - KIRITOCH
   MUSTERUNG
   BÄUERLICHE ARBEITEN
   DER ANSCHLUSS OKTOBER 1938
   MÜTTEREHRUNG
   HANDWERKER
   BÄUERLICHE ARBEITEN
   PFARREI IRRITZ
   VERMISCHTE; BILDER
   1945 -DOKUMENTE, KRIEGSENDE UND DIE FOLGEN
   EREIGNISSE
   NACH KRIEGSENDE UND ENTEIGNUNG
   DIE VERTREIBUNG
    DURCHFÜHRUNG DER VERTREIBUNG
   ANKUNFT IN DEUTSCHLAND
   UND DANACH ?
   SÜDMÄHRERTREFFEN IN GEISLINGEN - STEIGE
   NACHWORT
   

  


V o r b e m e r k u n g e n

Diese Sammlung soll in Wort und Bild den älteren Landsleuten viele Erinnerungen an Daheim, an die schöne Jugendzeit, an das liebenswerte kleine D o r n f e l d mit seinen fleißigen Menschen vermitteln und den jüngeren ein Bild der unbekannten Heimat ihrer Vorfahren geben. Sie soll den Zusammenhalt und die Liebe zur alten Heimat bewahren helfen, da wir doch alle durch die Vertreibung aus Südmähren in ganz Deutschland zerstreut leben. Die hier verwendeten Bilder sind meist schon zwischen 5o und 9o Jahre alt. In der vergangenen Zeit hat sieh vieles von dem Dargestellten verändert, weshalb diese Bilder schon dokumentarisohen Wert haben. Mit den hier verwendeten Unterlagen wurde der Anfang einer Sammlung gemacht. Weitere Zusendungen, Anregungen, Verbesserungen und Ergänzungen sind erwünscht, denn so sind z.B. die Ortspläne nur aus dem Gedächtnis gefertigt. Allen, die mir bisher durch Überlassen von Fotos, Unterlagen und anderem geholfen haben, möchte ich herzlichen Dank sagen.
Dies sind:
Baar Stefan, Beer Franz, Halusa-Brüder, Hlawon-Brüder, Hönlinger Marie, Huber Alfred, Huber Anton, Just Emilie, Kellner Hans, Mair Gerlinde, Mascha Rudolf, Schrutka Albin, Skwara Stefan, Weiß Ludmilla (15 Bilder). und alle, die evt. vergessen wurden.

Rohrenfels, im März 1999, Richard Hlawon

Nun wünsche ich allen Dornfeldern Freude beim Durchblättern dieser vorerst noch bescheidenen Sammlung: Eine bessere Drucklegung ist aus Kostengründen, wegen viel zu geringer Abnehmerzahl, leider nicht möglich.

Die Zeiten ändern sich:
Um aber die Bilder allen und vor allem der auch der jüngeren Generation zugänglich zu machen, unternehmen wir den Versuch, auch Dornfeld, zusammen mit anderen südmährischen Gemeinden der Umgebung, im Internet auf www.europas-mitte.de darzustellen.
Viel Freude allen Besuchern!

Rohrenfels, im März 2001, Richard Hlawon

 


D O R N F E L D

Dornfeld, eine der kleinsten Gemeinden im Kreis Nikoisburg, liegt 10 Kilometer südüch von Pohrlitz an der Kreisstraße, die von der HauptstraBe (KaiserstraBe) Pohrlitz - Znaim abzweigt und über Irritz und Grusbach nach Laa a.d. Thaya in Österreich führt.
Früher gehörte es zum Bezirk Mährisch-Kromau und kam i. J. 1903 zum neu errichteten Gerichtsbezirk Pohrlitz, der dem Bezirk Nikolsburg angeschlossen wurde.
Es ist ein reines Straßendorf und hatte 393 Hektar Gemeindefläche mit 57 Hausnummern und 210 Einwohnern.
 karte2 In der Mitte des Dorfes stand der Glockenturm. In seiner Nähe befanden sich die einklassige Volksschule, ein Gemischtwarengeschäft und die Dorfwirtschaft. Mit zur Gemeinde gehörten eine Schmiede, eine Schusterei und das Gemeindehaus mit dem Halter, der Gemeindekanzlei und der Milchsammelstelle. Im Ober- wie im Unterdorf war je ein Gemeinschaftsbrunnen.
Auf dem Gemeindegebiet befanden sich eine Marter und drei Flurkreuze.
Eingepfarrt war Dornfeld nach Irritz.
Das zuständige Postamt war Frainspitz.

(Anm.:
1. Der Halter war der Verwalter der/des Gemeindestieres und der/des Ziegen und Schafsbockes. Meist ein Angestellter der Gemeinde, wie auch die Decktiere meist im Gemeindebesitz waren.
2. Die beiden Karten stammen aus der Zeit von vor dem ersten Weltkriege, die schwarz-weiße aus der Zeit um 1900. Die rechte Karte kann vergrößert werden, dann wird auch der Flurname Wolfgersten sichtbar.
3.Wenn Sie, lieber Besucher, an mehr Details der farbigen Landkarte interessiert sind, können Sie die Karte einfach anklicken, Sie erhalten dann einen grösseren Ausschnitt - unten rechts- in höherer Auflösung . Die Karte besteht aus 4 Teilen, die Sie alle hier aufrufen können:
oben links
oben rechts
unten links
Unten rechts hatten Sie schon oben aufgerufen.
Ausdrucken und zusammensetzen müssen Sie sie dann selbst!
Die zweite Karte einfach anklicken um sie in höherer Auflösung zu erhalten.
g.h.)

 

Die folgende Übersichtskarte zeigt die ehemaligen Herrschaften im Nikolsburger Bezirksgebiet.

Die Herrschaft Bochtitz im Bezirk Mährisch-Kromau wurde 1620 von Kaiser Ferdinand II. dem Znaimer Jesuitenkolleg geschenkt. Der böhmische Adel wurde nach der Schlacht am Weißen Berg bei Prag durch Enteignung bestraft, dadurch kam der Besitz in kaiserlichen Besitz. Im Jahre 1773 wurde das Jesuitenkolleg in Znaim aufgehoben.

 


Aus der G r ü n d u n g s g e s c h i c h t e

In der Josephinischen Landaufnahme von dem Jahre 1750 finden wir D o r n f e l d noch nicht aufgeführt, wohl aber den Meierhof W o l f s g e r s t e n eingezeichnet. In nordöstlicher Richtung von Dornfeld lag die Öde " Wolfsgersten " (Wolfskersten, Wolfirsch). Dieser Qrt ist als n Ansiedlung eines "Wolfger" 1239 bereits beurkundet, ging aber um 1500 infolge von vielen Fehdekriegen unter.
Einige Felder dieser verödeten Ortschaft kamen zu Frainspitz - dort hat sich dieser Name als Flurbezeichnung bis in die Gegenwart erhalten - und einige Grundstücke haben die Bewohner von Klein - Seelowitz bearbeitet. Da der Weg dorthin recht weit war und ihnen die Äcker in der eigenen Flur allmählich reichten, unterließen sie die Bewirtschaftung. So konnten sich auch Einwohner von Treskowitz, das auf der südlichen Seite angrenzt; teilweise um die Flächen annehmen. Der größte Teil der Gründe blieb jedoch bei dem besagten Meierhof.
Im Zuge der Nach- oder Intensivbesiedelung entstand 1784 und in den nachfolgenden Jahren auf den Grundflächen der B o c h t i t z e r Grundherrschaft und einem Teil der Felder des Meierhofes, unter Baron Seidel, (Besitzer waren die Znaimer Jesuiten), als planmäßige Ansiedlung, Dornfeld : Durch Vermessung und Aufteilung des unbewohnten Grundbesitzes (je Hofstelle dürften 50 Metzen = 10 Hektar zugeteilt worden sein) sind nach der Neubesiedelung beurkundet:

1790:34 Häuser 134 Einwohner
1890:52 Häuser 233 Einwohner
1900:52 Häuser 215 Einwohner
1910:5o Häuser 216 Einwohner
1921:54 Häuser 230 Einwohner
1938:57 Häuser 213 Einwohner

Nach Aufhebung des Znaimer Jesuitenklosters fiel besagtes Gut im Werte von 120.225 Gulden dem Studienfonds zu und wurde 1789 an Johann Topolansky um 7508 Gulden verpachtet. Seine Nachkommen blieben weiterhin Pächter, bis Aloisia Seydl 1866 vom Studienfonds den gesamten Besitz mit Erbrecht kaufen konnte. Nach dem Tode des Besitzers im Jahre 1876 wurde sein Eigentum im Werte von 82.792 Gulden auf vier Erben. aufgeteilt: Es erscheinen die Namen Seydl, 0bsieger und Mauer. Durch Zurückkauf und Erbverträge unter den Geschwistern gelang es, laut einer Übergabet Urkunde von 1909, das Gut wieder in einer Hand zu vereinigen. Der große Bauernhof, den eine weitläufige Gartenmauer umgab, war bis zum Jahre 1945 im Besitz der Familie Haselbacher. Von wem und wann die Haselbacher den Hof übernommen haben, ist uns vorerst nicht bekannt.
In den Gebäuden fand man Mauern bis zu einem Meter Stärke. In der Scheune war in einer Mauer ein steinernes Weihwasserbecken (Taufbecken?) eingelassen, das in früheren Zeiten zu einer Kapelle oder einem Kloster gehört haben muß.
Nach der Vertreibung der letzten Besitzer im Jahre 1946 wurden alle Gebäude und das Nachbaranwesen Huber abgerissen. Die Felder wurden, wie der gesamte Dornfelder Grund und Boden, einem Kollektiv einverleibt.
So hat diesen geschichtsträchtigen, über Jahrhunderte bestehenden Meierhof, das gleiche Schicksal ereilt, wie dereinst den Ort "Wolfsgersten". Er ist mit der Vertreibung der Deutschen durch die Tschechen aus Südmähren zu einer Öde geworden.

Das nachfolgende Bild zeigt einen Querschnitt durch den Dorfaufbau, so wie es sich auch heute noch darstellt.

Querschnitt

 


Wie es zur Neugrüdung von Dörfern kam

An der Stelle, der infolge von Kriegshandlungen und Seuchen verödeten Ortschaften, waren herrschaftliche Meierhöfe getreten. Sie sollten den Boden wieder bewirtschaften. In der Josefinischen Zeit (1765 - 1790) wurden diese Meierhofgründe nach einem Erbpachtsystem wieder aufgeteilt und an Untertanen vergeben. Die Grundherrschaften waren bestrebt, mehr Bewirtschafter auf ihren Besitzungen zu haben. Sie sicherten ihnen höhere Einnahmen durch Abgaben (Zehent und Zinszahlungen) und Robotpflicht (arbeiten ohne Bezahlung). Dabei förderten sie auch fremde Ansiedler durch wirtschaftliche Vergünstigungen. So kamen Siedler, wie die noch heute vorkommenden Namen beweisen, aus der näheren und weiteren Umgebung. Auch Dornfeld ist nach dem oben genannten Grundprinzip als Neugründung des Baron Seidel, Grundherr auf Bochtitz, entstanden.

Neben Dornfeld gab es in dieser Zeit noch eine Anzahl weiterer Dorfgründungen in Südmähren.

 


Zur Gemeindeflur

FlurgröBe: 393 Hektar =3,93 Quadratkilometer
Acker368 ha
Gärten6,16 ha
Weingärten4,35 ha
Hutweiden1,38 ha
Wald0,65 ha
Weiher0,10 ha

Unsere Gemeindeflur grenzt an folgende Nacchbarfluren:

im Norden Frainspitz
im Süden Treskowitz.u: Irritz
im Osten Wostitz
im Westen Socherl u. Aschmeritz

Ein Bach, der südlich von Aschmeritz entspringt, fließt am Nordrand von Dornfeld durch die "Schwemm" und die "Bruck" zum Kreuzteich in Wostitz. Ein Stück südlich unserer Flurgrenze zu Irritz fließt der "Gugelgraben" . Er entspringt nordwestlich won Socherl und mündet östlich von Treskowitz in den Mißlitzer Graben. Von Frainspitz kommend lag am Ortseingang die uns unvergessene "L a h m'g r u i". Der Boden ist fruchtbar und liefert gute Ernten an Weizen, Gerste, Hafer, Mais, Zuckerrüben und Futterpflanzen. Wichtig ist der Obstbau, namentlich Zwetschken, Marillen, Kirschen und Nüsse.

 


Glockenturm

GlockenturmDornfeld hatte keine eigene Kirche: Wir waren nach Irritz eingepfarrt. Der kirchenamtliche Passus dazu lautete in Latein:
"Hic pagus mihi 1784 18. Augusti modo traditur a.b. decano Wolframensi et prefecto Seidel Bohuticensi".

In der Mitte unseres Dorfes stand ein Glockenturm, "Glöckl" genannt. Innen war eine schlichte Kapelle. An der Nordseite befand sich das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges und auf der gegenüberliegenden Seite war ein großes Steinkreuz mit davorstehenden Ebereschen. Auf einer Tafel über der Eingangstüre konnte man lesen, daß das Glockenhaus 1884 zum 100-jährigen Gründungsjubiläum des Ortes errichtet worden ist. Auf der Turmspitze befand sich eine runde Blechkapsel, in der wichtige Daten über die Dorfgründung, die Errichtung des Turmes u.a. aufbewahrt waren. Das weiß gekalkte, recht ordentlich aussehende Glöcklhäusl wurde nach 1945 abgerissen. Es war das auffälligste Bauwerk unseres Dorfes und für die Dorfbevölkerung auch Mittelpunkt in vielfältiger Hinsicht.

 


Gemeindeverwaltung

Die Gemeindekanzlei war im Gemeindehaus untergebracht
Gemeinderat

Bürgermeister mit Gemeinderat um 1930 :
1. R. v. l. : Lehrer Schebek, Ruiner Franz, Bgm. Hönlinger Josef, Kellner Leopold, Hayn Albin, Hönlinger Albin;
2. R. Peloschek Karl, Huber Johann, Beer Franz, Schack Johann, Mascha Johann, Beer Karl.

Bürgermeister seit 1896:

Beer, Anton 1896 - 1914 ,
Marhofer, Simon 1914 - 1926
Hönlinger Albin 1926 - 1932
Hönlinger Stefan1932 - 1938
Huber Stefan 1938 - 1945

 

Gemeindestempel Gemeindestempel
Gemeindestempel, links von 1918 - 1938, rechts von 1938 - 1945


Die Schule

Dornfeld besaß eine einklassige Volksschule seit 1789. Ein eigenes Schulhaus wurde 1841 errichtet. 1933/34 erweiterte es die Gemeinde, um eine Schulküche, ein Lehrmittelzimmer und eine Toilettenanlage. Ab 1945 wurde darinnen nicht mehr unterrichtet. Die Bürgerschule besuchten die Schüler wahlweise in Pohrlitz, Wostitz und ab 1939 auch in Wolframitz.

Lehrer, die hier länger unterrichteten waren:
Ehssner Anton 1795 - 1819
Jelinek Wenzel 1819 - 1841
Krk Ignaz 1841 - 1870
Wolf Alex 1883 - 1906
Stejskal Eduard 1906 - 1922
Bezdek Josef 1922 -
Schebek           - 1933
Reichel Alfred 1933 - 1935
Botschek Franz 1935 - 1937
Häußler Andreas 1938 -

 

Schule

 


Lang, lang ist`s her . . . . Schulbilder

Foto 1922
Klassenfoto von 1922 mit Dechant Ruprecht und Lehrer Bezdek

Foto 1925 / 26
Schuljahr 1925 / 1926 mit Lehrer Bezdek


Schuljahr 1928 / 1929 mit Lehrer Schebek


Schuljahr 1937 / 1938 mit Lehrerin Valerie Schreier


Schuljahr 1933 / 1934 mit Lehrer Reichel und Handarbeitslehrerin Kratochwil


Schuljahr 1934 / 1935 mit Lehrer Reichel und Handarbeitslehrerin Kornherr (Treskowitz)


Das älteste Klassenfoto- Schuljahr 1920:
Männer von links: Ruiner Franz, Bürgerm. Marhofer Simon, Lehrer Bezdek, Hönlinger Albin


Schuljahr 1935 / 1936: Handarbeitslehrerin Kornherr (Treskowitz)
Lehrer Botschek


Das Gasthaus

Die Gastwirtschaft der angesehenen Familie Jakob Bauer hatte eine wichtige Funktion in unserem Dorf. Es war ein Zentrum für gepflegte Geselligkeit. Hier traf sich jung und alt nicht nur an Sonn- und Feiertagen zum Kartenspiel oder zu einem Plausch, sondern es war der Ort, wo Hochzeiten, Tanz- und Faschingsveranstaltungen, sowie der alljährliche Kirtag gefeiert wurden. Theaterspiele, Versammlungen und Vorführungen verschiedenster Art füllten immer wieder die Gastzimmer und festigten so die Dorfgemeinschaft.
Auch eine Kegelbahn sorgte für Abwechslung.

Dorfgasthaus

Gasthaus Jakob Bauer und die Wirtsfamilie

 


Vereine

    Freiwillige Feuerwehr (seit 1901)
    Milchgenossenschaft
    Kriegerverein (seit 1922)
    Katholischer Jugendbund
    Volksbund deutscher Katholiken

 


Das Gemeindehaus

Mehreren Zwecken diente das Gemeindehaus. Hier war die Wohnung für den Gemeindediener und eine kleine Unterkunft für Obdachlose. Im Stall stand der Gemeindstier und die Zuchteber.
Das Gebäude beherbergte auch die Gemeindekanzlei und die Milchsammelstelle.

 

Dorfansichten
Glöcklhäusl / DorfstraßeGemeindehaus
Gemischtwarengeschäft Bernhard AtlassGasthaus Bauer

 


Der Kaufladen

KaufladenDie Familie Berta und Bernhard Atlass betrieben ein viel besuchtes Gemischtwarengeschäft. Hier gab es die verschiedensten Waren und Artikel für den alltäglichen Gebrauch.

 

 

 

 


Bauernhäuser

Behäbige Bauernhäuser mit einer Breite von je 34 Metern und einem Vorgarten bestimmen das ansprechende Ortsbild unseres bäuerlichen Heimatdorfes.

Bauernhaus
Haus der Familie Josef Huber (Haus Nr. 23)

Bauernhaus
Eines der letzten strohgedeckten Häuser, Haus (Nr. 18) von Ludwig Huber


Buschenschank

Die meisten Einwohner Dornfelds lebten von Ackerbau und Viehzucht. Obst- ind Weinbau wurden mehr nebenbei für den Eigenbedarf betrieben. Neben einigen kleinen Weingärten hatte nur die Familie Skwara größere Rebflächen.
Sie verkaufte Wein an ständige Kunden und schenkte ihn auch bei einem mehrwöchigen Buschenschank aus.
Eine Kegelbahn war auch dabei, die gern benutzt wurde.
Buschenschank

"Prost" mit einem guten Tropfen aus Skwaras Keller

 


Die "Lahmgrui"

Dorfweiher .. war der ideale Gänseweiher im Unterdorf.
In regenreichen Jahren hatten die Kinder darinnen auch ihren Badespaß. Im Winter war sie der Eislaufplatz.

 

 

 

 


Brauchtum - KIRITOOCH -

Kein Fest.des ganzen Jahres wurde mit größerer Begeisterung gefeiert, als der "Kiritog", das Kirchweihfest. Unser Kirtag fiel auf Mitte Oktober und hieß auch "Kaiserkirtag". Über die vielen Vorbereitungen und Arbeiten bezüglich Essen, Trinken, Kleidung, Putzen usw. könnte seitenweise berichtet werden.
Die Bilder hier zeigen die " I r t e n ": Sie eine lose Gemeinschaft von Darfburschen mit ihren Tanzpartnerinnen, die beim Kirtag "auf zuign" wollten. Ihr Vorstand war der " A l t b u r s c h " und ein Stellvertreter. Seine Partnerin war die " A l t d i r n ".
Die Irten hatte um die Yorbereitung und die reibungsloss Durchführung des Festes in jeglicher Hinsicht zu kümmern: Gefeiert wurde zwei Tage .

Kirtag 1923

Kirtag 1923 - Irten und Blaskapelle

Es wurde aber nicht nur der Kirtag gefeieret, auch Hochzeiten waren ein Fest für das ganze Dorf.

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kirtag 1934
Kirtag 1934

Kirtag 1925
Kirtag 1925

1938
Irten 1938, Letzte Kirchweihfeier vor dem 2. Weltkrieg und der Vertreibung

Hochzeit
Hochzeit Schmied Julius und Marhofer Marie (1928)

Mahlzeit
Familie Beer Karl vor dem Mittagessen auf der Tretten (Hofveranda) - 1936

Ernteabschluß
Familie Hönlinger Albin beim Ernteabschluß 1925.
Wurde das nicht "Schnitthahn" ("Schnidho" mit nasalem o) genannt?

Hochzeit
Hochzeit Beer Karl -1923

Hochzeit
Hochzeit Schack Heinrich, Sohn von Maurer Schack

Hochzeit
Hochzeit Hanak Alfons und Bauer Luise - 1938

Bauer mit seinen Pferden
Bauer Stefan Huber mit seinem Stolz, den Pferden

Dorfjugend
Dorfburschen: Huber Siegfried mit Kameraden - 1943

Kindergartengruppe
Dornfelder Kindergartengruppe

Mädchengruppe
Freundinnen: von links: Beer Erna, Beyer Leopoldine, Beer Ottilie


Musterung

Ein besonderes Ereignis für die jungen Männer ab 19 Jahren war die Musterung (Assentierung , "Stöllung").
Anschließend schmückten die Rekruten ihre Hüte mit Kunstblumen und bunten Maschen. Stattgefunden hat sie im Pohrlitzer Rathaus.
Als Soldaten mußten sie am 1. Oktober einrücken.

Rekruten
Geburtsjahrgang 1914: v.l.: Hanak Albin, Hönlinger Karl, Hlawon Rudolf

Rekruten
Geburtsjahrgen 1915, v.l.: Ruiner Franz, Hlavon Franz

Rekruten
Geburtsjargang 1917 - 1920, v.l. sitzend:: Hlavon Johann, Hoffmann Andreas, Mascha Rudolf;
sitzend: Ruiner Jakob, Hönlinger Raimund, Schack Anton, Schack Adolf:

Rekruten
Geburtsjahrgang 1922:v.l.: Jurka Franz, Hlawon Adolf, Ruiner Hans

Rekruten
Geburtsjahrgang 1910: v.l.: Hayn Albin, Hönlinger Stefan

Rekruten
Geburtsjahrgang 1913: v.l.: Mascha Jakob, Hönlinger Emmerich, -?-.
Hönlinger Emmerich hat später in Damitz eine Schreinerei aufgemacht und das letzte Haus vor dem Kriege gebaut. g.h.


Der Anschluß - Oktober 1938

Vom 1. bis 10. Oktober marschierten deutsche Truppen, entsprechend dem Zeitplan des Münchener Abkommens, im Sudetenland ein. In unsere südmährische Heimat rückte die Wehrmacht erst in den letzten Tagen ein.
In Dornfeld lag eine Batterie mit 4 Geschützen (Kaliber 10,5 cm) . Sie gehörte zum 29. mot. Artillerieregiment der 29. Intanteriedivision aus Erfurt / Kassel unter Gen.-Major Lemmelsen. Diese Division ist 1943 mit der 6. Armee in Stalingrad untergegangen.

Nach dem Einmarsch besichtigte Adolf Hitler auch Südmähren. Von Nikolsburg über Pohrlitz kommend fuhr er durch Frainspitzin Richtung Wolframitz weiter.
Selbstgefertigte Fähnchen schwingend, standen wir am Straßenrand und mußten "Sieg Heil" rufen. In 3 Meter Entfernung Hitler zu sehen, war ein Erlebnis. Weit mehr beeindruckte mich als 13-jährigen Buben die Paradeuniform des vorausfahrneden Generalobersten v. Brauchitsch.

 


Mütterehrung

Zum Muttertag 1939 wurden Mütter mit mehreren Kindern ausgezeichnet. Es gab das Mutterkreuz in Bronze, Silber und Gold.

Mütter


v. l. sitzend: Novosad Marie, Schrutka Marie, Hönlinger Marie, Halusa Marie, Baar Rosina, Schack Karoline;
v. l. stehend: Peloschek Thekla, Hanak Marie, Skwara Theresia, Marhofer Julia, Kellner Anna;

Mädchen
Zum Gelingen der Feier hat die Dornfelder weibliche Jugend entscheidend beigetragen.

Dorfjugend
Nur fröhliche Gesichter am Sonntagnachmittag vorm Bayerhaus (1939)

Handwerker

Der wichtigste Handwerksbetrieb in einem Dorf war immer schon die Dorfschmiede. Die Schmiedemeister Ludwig Baar und sein Vater waren Huf- und Wagenschmiede. Hier wurden nicht Pferde beschlagen und viele Geräte für die Landwirtschaft hergestellt, sondern es waren bei jedem Besuch auch Neuigkeiten zu erfahren.
Als Buben verbrachten wir so manche Stunde dort beim Zuschauen.

Ein viel gebrauchter Mann im dorf war der Schuster Franz Huber. Früher wurden die Schuhmacher viel mehr beansprucht als heute.

In Dornfeld war auch ein Holzschnitzeransässig. Er hieß Johann Kellner und wurde von den Dorfbewohnern als der Bildhauer bezeichnet.


Bäuerliche Arbeiten

Bauernstolz
Der Stolz eines jeden Bauern waren seine RÖSSER


Ein Vollblutbauer war unser letzter Bürgermeister Stefan Huber. Mit seinem Sohn Siegfried fortschrittlich zusammenarbeitend, kam bei ihnen sehr früh ein Ackerschlepper ( Diesel) zum Einsatz.

Buben
Die Buben waren immer dabei....

Bindemäher (Selbstbinder).
Der Bindemäher brachte bei der Erntearbeit eine große Erleichterung

Dreschen
Die großen Dreschmaschinen wurden anfangs entweder mit Dampfkessel oder Benzinmotor getrieben, und erst später kamen Elektromotoren zur Verwendung

Dreschen
Drescharbeiten: Huber Stefan, Mascha Emilie, Kellner Anastasia

Druschmannschaft
Die Dreschmannschaft, mit Oma

Landarbeit
Beim rechten Bild handelt es sich wohl um einen französischen Kriegsgefangenen, der zur Arbeit in der Landwirtschaft abgestellt war.

Landarbeit
Diese Bilder sind aus dem Nachkrieds-Dornfeld, wie man am Kettenschlepper erkennen kann.

Pritschkerl
Eine Fahrt aus besonderem Anlaß mit dem Federwagen, bei uns Pritschkerl (von Pritschenwagen) und auch Steirerwagerl oder Landauer genannt.
Pferdelenker ist Hlawon Franz (um 1925) genannt

Radler
Ein gemeinsamer Sonntags-Radausflug junger Dornfelder Männer (zwischen 1920 und 1930 )

Buben
Halusa Buben zur Erntezeit

Halusa Grundstück
Grundstück Nr. 6 gehörte der Familie Halusa

Halusa Grab
Das Grab der Familie Halusa

Haus Nr.2
Haus Nr.2 Familie Halusa, nach der Vertreibung

Innenansicht Hs. Nr. 2
Innenansicht des Hauses um 1965

Pritschkerl
Ein Erinnerungsstück: Das "Pritschkerl" stand noch da wie vor 1945!

<
p> 

Pfarrei Irritz

Die Pfarrei Irritz, wie Südmähren überhaupt, gehörte zur Diözese Brünn. Der letzte deutsche Bischof von Brünn war Johann Klein (1917 - 1926 ). Sein Nachfolger, unter dem die älteren von uns gefirmt wurden, hieß Dr. Josef Kuoka ( 1926 - 1941 ).

Nach der eingliederung der Sudetengebiete in das Deutsche Reich im Oktober 1938, kam Südmähren zum Reichsgau Niederdonau und bekam ein eigenes Generalvikariat.

Bekannte Wallfahrtsorte unserer Heimat waren Lechwitz bei Znaim, der Heilige Berg bei Nikolsburg, Kiritein bei Brünn und Maria Dreieichen in der Nähe von Retz in Niederösterreich.

 

Kirche
Unsere Pfarrkirche in Irritz
Zur Pfarrei gehörten Dornfeld, Damitz, Irritz und Tullnitz

Pfarrei
Pfarramt, Kirche und Friedhof waren für Dornfend in Irritz

Kirchenschiff
Kirchenschiff

Erstkommunion
Erstkommunion - Geburtsjahrgang 1925 mit Dechant Rupprecht und Pater Greipel

Erstkommunion 1940
Erstkommunion um 1940 mit Dechant Pupprecht und P. Kornherr (allgemein Pater Franz genannt)

Erstkommunion um 1944
Erstkommunion um 1944 mit Pfarrer Kornherr
Der Webmaster glaubt sich in dem Jungen in der obersten Reihe ganz links, versteckt hinter der Kerze, zu erkennen! g.h.


Erstkommunion Geburtsjahrgang 1926:
sitzend v.l.: 5. Schack Marie; 6. Schack Luise
2. Reihe v.r.: 2. Langer Marie
oberste Reihe v. rechts: 2. Huber Siegfried; 4. Huber Franz

Dechant Rupprecht
Dechant Rupprecht

Pater Franz
Unser letzter Priester, Franz Kornherr, allgemein "Pater Franz" genannt.

Jugendbund
Jugendwoche in Irritz 1932 mit Pater Greipel

Kath. Jugendbund
Jugendwoche 1933 mit Pater Greipl

Jugendgruppe
Kath. Jugendgruppe Irritz


Vermischtes, Bilder




Dornfeld Haus Nr. 54 (Hlawon)
vor dem Abbruch


... während des Abbruches


... nach dem Abbruch


Eduard Huber, unser Großvater beim Pfeifestopfen, um 1940 )79 Jahre alt)


.... mit der Tante Anna Huber aus Wien vor seinem Bienenhaus um das Jahr 1933


Am Ortsausgang nach Irritz steht eine "Marter" mit einem eisernen Doppelkreuz. Dieses Kreuz bedeutet, daß das Marterl zur Erinnerung an eine Seuche oder Epidemie errichtet worden ist. Tatsache ist, daß 1866 mit den preußischen Truppen die Cholera ins Land gebracht wurde, wie sie in den Jahren 1831, 1850 und 1855 schon in unserer Heimat war.
Auch in Dornfeld sollen 3 Preußen gestorben und beim "Waldl" beerdigt worden sein. Ob es Wahrheit oder Legende ist, läßt sich nicht sagen.


Das Beer-Kreuz bei der "Bruck".
Auf der Rückseite des Kreuzes ist zu lesen:
......
von Josef und Anna-Maria Beer
1886
......


Ereignisse

1805, 1809 u. 1813litt unser Ort unter den Plünderungen der Franzosen
1811Postlinie Pohrlitz, Lechwitz, Znaim eröffnet
1831/32kamen schwere Zeiten für unsere Vorfahren. Die Cholera forderte ihre Opfer und ein orkanartiger Sturm richtete große Schäden an
1847letztes Zehentjahr für unsere Bauersleute
1866 waren 1100 preuß. Soldaten in Dornfeld einquartiert. Großvater Eduard Huber wußte noch zu erzählen, wie sie als neugierige Buben schon Zuckerwürfel von ihnen geschenkt bekamen
1872Postamt Frainspitz wird eröffnet
1884 Erbauung des Glockenturms mit kl. Kapelle
1898 zum 50- jährigen Krönungajubiläum von Kaiser Franz Joseph I.wird von Kellner Johann eine Eiche gepflanzt
1901Gründung der Freiw. Feuerwehr in Dornfeld
19136. Juli - ein Hagelwetter vernichtet 2/5 der Ernte
1916Kaiser Franz Joseph I. stirbt
1914 - 19181. Weltkrieg
191810. Nov. - Besetzung durch tschechische Legionäre
1925Einweihung des Kriegerdenkmals (Ehrentafel am Glöckelhäusl )
1932Versorgung mit elektrischen Strom
19389. Oktober- Einmarsch der deutschen Truppen - bei uns eine Einheit aus Erfurt
1939Besetzung der Rest-Tschechoslowakei und Gründung des Protektorates Böhmen und Mähren
1939 - 19452. Weltkrieg
19457. Mai - Besetzung durch die Rote Armee
19458. Mai - Kapitulation der dtsch. Wehrmacht
1945Juni - tschechische Hausbesetzer im Dorf
1945 25. Okt. - Beneschdekrete: Alle Sudetendeutsche in der Tschechoslowakei werden entschädigungslos enteignet
1946 Vertreibung aus unserer Heimat - am 29. 5.geht die erste Gruppe Dornfelder mit Transport vom Lager in Nikolsburg aus nach Deutschland (Bayern)
1946alle übrigen Dorfbewohner folgen mit weiteren Transporten

 


1945 - Dokumente - Kriegsende und die Folgen


Mai 1945 - Kriegsende


Bis Anfang 1945 hatte Südmähren von Kriegshandlungen, außer schmerzlichen Verlusten an Gefallenen und Vermißten und kriegsbedingten Einschränkungen, nicht viel zu spüren bekommen. Das änderte sich Anfang 1945 rasch. Nachdem die Rote Armee ganz Ungarn erobert hatte, waren ihre nächsten Ziele Wien, Brünn und Prag.
Weil sie von Süden vorstieß, wurde der Kreis Nikolsburg Frontgebiet.
Die Karte zeigt die Frontverläufe und -veränderungen vom 15.04.1945 bis 7.05.1945 in Südmähren. Es kam zu verlustreichen Kämpfen auf beiden Seiten. Beim letzten Vorstoß der Russen am 7. Mai 1945 besetzten sie u.a. Pohrlitz, Wostitz, Treskowitz, Frainspitz und Dornfeld.
Auch auf unserem Heimatfriedhof Irritz wurden 16 Soldaten, die in diesen letzten Kriegstagen gefallen waren, beigestzt. Sie wurden in den vergangenen Jahren exhumiert und auf dem neu angelegten Soldatenfriedhof in Brünn beigesetzt. Leider konnten nur 2 davon identifiziert werden.

Am Tag darauf, dem 8.Mai 1945 erfolgte die Gesamtkapitulation der deutschen Wehrmacht. Malinowski Flugblatt
Kapitulationsaufforderung an die deutschen Truppen in Südmähren. Marschall Malinowski war der zuständige Frontkommandeur der Roten Armee. Sein Befehlsstand ist heute noch auf einem Hügel bei Kyjov zu sehen.Ein Großteil der deutschen Truppen konnte sich nach Westen absetzen und sich den Amerikanern ergeben. Sie wurden jedoch anschließend an die Russen übergeben.
Kopie aus dem Museum in Brünn, wo Malinowski als Befreier vom Faschismus betrachtet wird (Malinowski-Platz). g.h.


Der schrecklichste, blutigste und größte Krieg aller Zeiten war in Europa zu Ende


Nach Kriegsende und Enteignung

Tschechische "Partisanen" übernahmen die Herrschaft in den Dörfern. Sie spielten sich als die Sieger und Helden auf. Alle Bücher, Musikinstrumente, Radios, Fahrräder und vieles andere mußte abgegeben werden. Wilde Austreibungen von Deutschen, wie der "Brünner Todesmarsch" am 31. Mai 1945 folgten.
Dann kamen die tschechischen Hausbesetzer. Sie eigneten sich nicht nur Haus und Hof an, die deutschen Hausbesitzer mußten für sie weiterhin die Arbeiten verrichten.

Anfang 1946 erfolgte die organisierte Zwangsaussiedlung der Deutschen.

Aufruf
Aufruf zur "Aussiedlung"
Personen, welche für den Abtransport bestimmt sind, haben ihre Wohnung in vollster Ordnung zu verlassen.
Gepäck wird für eine Person zugelassen: 1 Gepäckstück von 60 kg und Handgepäck von höchstens 10 kg.
Die übrigen Sachen sind in der Wohnung an Ort und Stelle zulassen, z.B. Vorhänge, Teppiche, Tischöampen,Wandspiegel, Waschschüsseln, Teile der Einrichtung, Tischdecken, 2 Handtücher, in Betten Matratzen, Bettlaken und mindestens je ein Kopfkissen und Zudeckbett, alles frisch bezogen.
Das Gepäck darf nicht in Überzüge oder teppiche gepackt werden.
Wird bei Kontrolle festgestellt, dass dies nicht beachtet wurde, wird die betreffende Person nicht in den Transport aufgenommen, sondern ins Inland auf Arbeit geschickt.

Die Vertreibung

Der Präsident der Tschechoslowakei, Dr. Eduard Benesch, trat nach der Anerkennung der Münchner Verträge vom Präsidentenamt zurück und ging, nach dem Anschluß der Sudetengebiete an das Deutsche Reich, nach England ins Exil. Von hier aus verfolgte er hartnäckig das Ziel, nach einem Sieg der Alliierten, die Deutschen in der Tschechoalowakei (dreieinhalb Mill.) aus ihrer angestammten Heimat zu vertreiben.
Die schriftliche Zusage dazu erhielt er im Dez. 1944 in Moskau von Stalin. Die Alliierten gaben im August 1945 in Potsdam ebenfalls ihre Zustimmung.

Durch die Vertreibung aus der Heimat 1945/46 wurden wir der Gemeinschaft des Dorfes, in der wir nach alter Ordnung lebten und schafften, beraubt. Gewachsene Bindungen der Familie, der Nachbarschaft und des Dorfes wurden zerstört. Die Menschen wurden aus ihrem beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld herausgerissen und materiell total enteignet.

Die systematische Austreibung erfolgte anfangs mit großer Grausamkeit und erst 1946 mit geregelten Bahntransporten. Im ganzen gesehen war sie eine enorme Ungerechtigkeit, eine unmenschliche Tat und nach dem Völkerrecht ein Verbrechen.

Alle Vertriebenen standen in Österreich und in Deutschland vor dem Nichts. Aber unsere Landsleute haben sich durch die Zwangsaussiedlung und Ausplünderung, durch Verfolgung und Mißhandlung nicht entmutigen lassen. Sie haben durch ihre Heimatverbundenheit mit den Altbürgern in harter Arbeit begonnen, ein neues Leben und eine Existenz aufzubauen.

 


Durchführung der Vertreibung

Die Dornfelder kamen in das Aussiedlerlager in Nikolsburg und wurden mit der Bahn über Znaim, Iglau, Prag und Furth im Walde (Grenzbahnhof, Entlausungsaktion) nach Süddeutschland (amerikanische Zone) transportiert.
Hier kamen sie zuerst in ein Durchgangslager und wurden dann auf verschiedene Orte verteilt.

Die Transportzüge hatten ca. 40 40 Güterwaggons und wurden mit ca. 1100 bis 1200 Personen "beladen".
Jeder Person wurde erlauubt, 30 bis 50 kg Gepäck und 1000 Reichsmark Geld mitzunehmen. Lebensmittel sollten für 3 Tage mitgenommen werden.

Als Beispiel hierfür der Ablauf meiner Zwangsaussiedlung (Richard Hlawon):

14.09.1946tAbntransport mit Lastwagen vom Gutshof Frainspitz (243 Personen)
17.09.1946Abgang des Transportes von Nikolsburg
19.09.1946Grenzübergang Furth im Walde
20.09.1946Ankunft in Neckarzimmern
25.09.1946Verteilung auf die verschiedenen Dörfer

 


Ankunft in Deutschland

Nach dem Abtransport aus Dornfeld in das Aussiedlungslager in Nikolsburgentstanden oft Wartezeiten bis zu 3 Wochen. In 4 größeren Gruppen wurden die Dornfelder, zusammen mit Leuten aus anderen Ortschaften, auf die Transportzüge verteilt und in die US-Zone transportiert
Nur selten konnten Familiensippen beisammen bleiben.
So erfolgte eine weiträumige Zerstreuung unserer Dorfleute in der ganzen amerikanischen Besatzungszone Deutschlands.

Übersichtder Transportgruppen mit Angabe des Zielgebietes und den ungefähren Zeitpunkt des Transportes:
1. Gruppe Mitte März 1946Füssen Bayern
12 Familien
2. Gruppe (Ende Mai 1946)Augsburg (Bayern)
10 Familien
3. Gruppe (Anfang August 1946)Friedberg (Hessen)
9Familien
4. Gruppe (Ende August 1946)München - Allach
6 Familien
5. Gruppe (Ende September 1946)Neckarzimmern (Nordbaden)
1 Person, Hlawon Richard
Damit wurde ich, Richard Hlawon, als letzter deutscher Einwohner von Dornfeld, nach der Rückkehr aus russ. Gefangenschaft und dem Zwangsaufenthalt mit Zwangsarbeit in dem Arbeitslager Nachod, mit dem vorletzten Transport von Nikolsburg (insgesamt gingen von hier 17 Transporte ab ) zwangsausgewiesen. In Österreich verblieben 5 Familien bzw. Einzelpersonen, Nicht ausgewiesen wurden 2 Familien bzw Personen.

 


Und danach?

Bereits 1948 wurde der südmährische Arbeitskreis in Geislingen an der Steige gegründet, aus dem der heutige südmährische Landschaftsrat hervorging.
Die einzelnen Gemeinden wurden und werden durch Ortsbetreuer betreut. Diese waren bzw. sind:
..bis 06.73Huber Josef
7.1973 - 5.1983Schack Anton
6.1983 - 8.1985Huber Erwin
9.1985 - 6. 1990Huber Elsbeth. Der Kreisrat Nikolsburg dankte Frau Engelhart geb. Huber mit der Verleihung des südmährischen Ehrenzeichens in Silber.
7.1990 - Hlawon Richard, unter dessen Regie auch diese Internet Darstellung erfolgt.

 


Die Ortsbetreuer im Bild:

Josef Huber,
geb. 12.03.1900
05.01.1977


Anton Schack
geb. 11.08.1897
09.10.1988


Erwin Huber
geb.06.06.1928
gest. 31.08.1985


Elsbeth Engelhart geb. Huber
geb. 01.10.1954

Südmährertreffen in Geislingen/Steige

Dornfelder beim Heimattreffen in Geislingen





 

.....und beim Besuch der alten Heimat

Besuch in Dornfeld 1995

Luise geb. Ruiner mit Sohn - Richard Hlawon mit Sohn


Nachwort

Im Laufe der Zeit werden wir diese Seiten noch um interessante Artikel, die im "Südmährer" abgedruckt wurden, ergänzen. Vielleicht auch noch um Dokumente, die , um den Schutz der Persönlichkeit nicht zu verletzen, in dieser ersten "Ausgabe" weggelassen wurden.
Nicht genügend danken kann man Persönlichkeiten wie Herrn Richard Hlawon, die mit enormen Arbeitsaufwand, ihr noch vorhandenes Wissen zu Papier gebracht haben.
-g.h.