Damitz

Dorfstrasse um 1940/1941

Lage:


So auf halbem Weg zwischen Znaim und Brünn, dort wo die Eisenbahnlinie die E54, zu der wir früher Kaiserstrasse gesagt haben, kreuzt.
Obwohl die Eisenbahn über eine verhältnismässig lange Strecke durch die Damitzer Gemarkung führt, hat Damitz keine eigene Bahnstation. Der Bahnhof Misslitz/Miroslav war ursprünglich auf Damitzer Gemarkung gebaut. Dieser Teil, der Teil westlich der Gleise, wurde dann nach Misslitz eingemeindet. Das soll wegen der Grösse der Gemeinde so gemacht worden sein. Die Bahnstrecke wurde 1872 in Betrieb genommen. Der östliche Teil mit dem Gasthaus Hammer, dem Sägewerk und dem Lagerhaus behielt seine politische Zugehörigkeit zu Damitz bis 1945.
Im Prinzip hatte Damitz damit eine excellente Verkehrsanbindung, so würde man das heute nennen. In der Zeit vor 1945 war das von nicht so grosser Bedeutung.

Wirtschaft:

Die damitzer Wirtschaft war völlig landwirtschaftlich geprägt. Ich möchte hier nicht auf die geschichtliche Entwicklung dieser Landwirtschaft eingehen, dazu gibt es kompetentere Leute, sondern es so schildern wie ich es im Gadächtnis habe.
Es wurde hauptsächlich Getreide und Zuckerrüben angebaut, daneben Ergänzungsprodukte wie Klee, Mais, Kartoffeln.
Das Getreide, Weizen, Roggen und Gerste wurden direkt vom Erntewagen gedroschen und dann, soweit es nicht dem Eigenbedarf diente, direkt zum Lagerhaus am Bahnhof gebracht. Der sogenannte Scheunendrusch während der Wintermonate hatte so gut wie keine Bedeutung.
Die Zuckerrüben wurden direkt vom Feld zur Bahnstation Tullnitz gefahren. Dort war eine Wiegestation, wo die Wagen voll und leer gewogen wurden.Ich erinnere mich, dass es oft lange Schlangen vor dieser Waage gab.
Abgeladen wurde entweder auf Halde oder direkt in Eisenbahnwaggons.
Dazu wurde in den 40-iger Jahren extra eine Rampe am Haltepunkt Tullnitz/Dolenice gebaut. (Diese wurde im Mai 1945 von deutschen Soldaten gesprengt).
  • Weizen ca. 300 Tonnen (t)
  • Gerste ca. 250 t
  • Kartoffel ca. 250 t
  • Zuckerrübem ca. 2100 t
Daneben gab es noch einen bescheidenen Weinbau für den eigenen Bedarf. Die Weingärten befanden sich an dem (Nord) Hang westlich von Tullnitz/Dolenice. Diese Weingärten existieren heute nicht mehr, die Weinkeller am Ortsende links von der Tullnitzer Strasse zeugen aber noch heute davon.
Ich erinnere mich, dass mein Vater in manchen Jahren noch Trauben vom Bauern in Leipertitz/Litobratice zukaufte, weil die eigene Ernte nicht ausreichte.
Durch dem Bau und den Betrieb des Freibades hätte sich langfristig sicher eine zusätzliche wirtschaftliche Chance ergeben. Ob diese von den konservativen Bauern wohl erkannt und wahrgenommen worden wäre?

Geschichte oder meine Interpretation davon
Damitz wurde 1353 erstmals erwähnt. Solche erste Zeichen sind meistens Grundstücksbewegungen, damals spielte sich das zwischen Herrschaften und Klöstern ab. Von den einfachen Bauern ist da nicht viel zu lesen.
Ab 1535 gehörte es zu Schattau (Pferderobot) 1628 war die Gemeinde bis auf ein Gehöft mit einem Schafstall verödet, auch dieser Rest wurde 1645 von den Truppen des Obristen Torstenson (wohl während oder nach der erfolglosen Belagerung von Brünn) niedergebrannt. 1665 wird es an das Kloster Bruck verkauft. 1653 gab es nach dem Lahnregister 5 Viertellahner, einige Halblahner , einige Häusler und auch unbehauste Inleute. 1784 fällt der ganze Besitz an den k.k. Regionalfond,

1824 erfolgte der Verkauf an den Edlen von Hopfen.
Der Glockenturm "Campanile" stammt aus dem Jahre 1822, die Schule gibt es seit 1882.

1866, während einer Cholera Epedemie, haben die Damitzer das Gelübde geleistet, in jedem Jahr eine Wallfahrt nach Maria Dreieichen zu machen. Das wurde auch bis ca. 1941 eingehalten. Es sollte aus jedem Haus wenigstens eine Person mitgehen. Mein Urgrossvater ging den Weg mehr als 30 mal. Andere gingen noch öfters, 40 mal und mehr. Der Weg wurde in 3 Tagen gemacht, hin und zurück! Das sind annähernd 160km! Es war, wenn ich mich an die vielen Erzählungen erinnere, neben dem Kiritag eines der Hauptereignisse im dörflichen Leben. Ob das immer nur frommer Geist war, oder ob da nicht so mancher intensivere Blick von einem Burschen zu einem Mädel hin und her gegangen ist und vom Beten ablenkte?

Deutsche oder Tschechen?
Ich glaube, dass die Menschen damals sehr mit der Sorge um das tägliche Brot zu tun hatten, dass sie keine Zeit hatten, sich um Nationalitätenfragen zu kümmern. Sie hatten ja auch kaum die Möglichkeit, an Informationen heranzukommen. Wahrscheinlich konnten sie nicht einmal lesen und schreiben. Sie waren das, was ihre Herrschaft ihnen vorgab, katholisch oder protestantisch, tschechisch oder deutsch.
Wie oben bereits erwähnt, wurde die Bevölkerung im 30-jährigen Krieg fast so gut wie ausgelöscht und danach durch das Kloster Bruck, wie allgemein angenommen wird, neu Popularisiert. Nach den Forschungen von L. Wieder, hauptsächlich mit Menschen aus dem Gebiet des Thayatales, also aus dem heutigen Grenzgebiet von Mähren und Niederösterreich. Er leitet das, sicher richtig, aus den Familiennamen ab.
Wenn ich aber dieser Vorgehensweise folge, treffe ich auch auf andere Namen, die sich zweifellos aus dem tschechischen herleiten lassen. Das sind, (ich spreche ausschliesslich über Damitz) Namen wie Zibuschka, Tatschek (orig. Ptacek =Vögelchen? (ich kann leider kein C mit "Hatschek" schreiben)), Nesnidal, Hanak, die zum Zeitpunkt der Austreibung in Damitz existierten. Es ist also anzunehmen, daß auch Familien tschechischer Abstammung zuzogen, die sich dann aber sprachlich in die deutsch sprechende Umgebung integrierten, dabei auch Ihre Namen der deutschen schreib- und sprechweise anpassten, so verlor Hanak das lange hintere "a", aus Ptatschek wurde Tatschek, weil das für die deutsche Zunge leichter auszusprechen war. Und so blieb es auch, als sie im vergangenen Jahrhundert in die Freiheit entlassen wurden, so wie sie von der Herrschaft, der sie zuletzt gehörten, geprägt waren: Deutsche oder Tschechen. Wobei ich selbst hier noch eine Einschränkung machen möchte und es ausdrücken möchte: "deutschsprachig" oder "tschechischsprachig". Wieder auf Damitz bezogen, eben deutschsprachig, oder wie mein Vater sagte, deutschsprachige Mährer.

Meiner Überzeugung nach war die Zugehörigkeit zum jeweiligen Sprachbereich, von vielen Faktoren abhängig, nicht nur oder vielleicht zum wenigsten von einer persönlichen nationalen Überzeugung.

Um Missverständnissen vorzubeugen, ich spreche ausdrücklich von der Landbevölkerung, nicht von den Städten. Da diese meist von deutschen gegründet wurden, kann davon ausgegangen werden, dass dort schon seit Beginn ein deutsches Bewusstsein existierte.
Man kann auch davon ausgehen, dass die nationalen Gegensätze, die im vergangenen Jahrhundert, hauptsächlich auf Grund der Schriften von Palacky und Havlicek-Borovsky auf der einen Seite und Löhner mit seinem Kreis auf der anderen Seite, überwiegend auf Böhmen beschränkt waren, Mähren aber zunächst nicht betrafen.
Damitz liegt aber in Mähren. Deshalb verwende ich die Begriffe -sprachig.

Für die, die es nicht wissen: Havlicek, nach dem heute die Stadt Havlicky Brod, ehemals Deutsch Brod, benannt ist, war der erste, der eine Aussiedlung der Deutschen forderte, oder zumindest ins Gespräch brachte, während Löhner im Gegensatz dazu den Anschluß der deutschsprachigen Gebiete an Deutschland forderte oder als Denkmodell publizierte. Deutschland als Staat existierte zu diesem Zeitpunkt nicht, es war aber die Zeit der "Paulskirche".
Beide Vorstellungen wurden 100 Jahre später schreckliche Wirklichkeit!
Havlicek-Borovsky und Löhner näherten Ihre Standpunkte später an, indem Sie sich beide mit dem Modell der Bildung von nationalen Kreisen innerhalb einer Föderation befassten. Das wäre wohl ein Zukunftsmodell gewesen, das ja, ohne Beteiligung von Havlicky und Löhner, im Mährischen Ausgleich von 1905 weitgehend realisiert wurde.

Noch etwas ganz aktuelles:

Ein kleiner Bericht über das Südmährer-Treffen 2000: hier anklicken:Geislingen2000

!!!Wichtig für Besucher: Wo man gut essen kann!!!

***InTschechien ändert sich das recht schnell, zur Zeit ist es gut in der "horsefarm" in Lechwitz/Lechovice, auch in "Marketa" in Kaschnitzfeld/Kasenec. Beide direkt an der E54.***