Das historische Umfeld (nicht ganz ohne kommentierende Bemerkungen) D amitz liegt im südlichen Mähren, welches lange eine Grafschaft innerhalb des Habsburger Reiches war, mit einem Mitglied der Familie Habsburg als Graf, oder dem Kaiser als Graf in Personalunion. Damit war Mähren auch Bestandteil der österreich -Ungarischen Monarchie.W ährend des gesamten Mittelalters hingegen war es zusammen mit Böhmen Bestandteil des "Heiligen römischen Reiches deutscher Nation". Auf Grund der besonderen Konstruktion blieb es das bis zu dessen Ende 1806. Darüber hinaus war es noch in bestehenden deutschen Gremien bis 1866 vertreten, z. B. durch Delegierte bei der Paulskirchenversammlung 1848.1918 als die Monarchie auseinanderbrach entstand die Tschechoslovakei aus Böhmen mit Prag als Hauptstadt, Mähren, mähr. Schlesien und der Slovakei,.. Innerhalb des neuen Staates lebten ungefähr 3 500 000 Bürger deutscher Nationalität und Sprache, "Sudetendeutsche" . Diese Bevölkerungsgruppe lehnte es zunächst ab, in diesem Staat leben zu müssen , aber ihre demokratisch zustande gekommene Abstimmung zur Anbindung ihrer Siedlungsgebiete an Deutschland bzw. Rest-österreich fand international kein Gehör. E ine solche Lostrennung der deutschsprachigen Gebiete war aber in der Tat problematisch, hätte sie doch Gebiete auseinandergerissen, die über Jahrhunderte eine Einheit bildeten. Böhmen und Mähren existieren seit Jahrhunderten innerhalb unveränderter Grenzen, die nie umstritten waren. Sie waren auch als ein Ganzes Mitglied sowohl des Heiligen römischen Reiches, als auch der Habsburger Monarchie..D eshalb hatten solche "Anschlussbegehren" auch keine historische Legitimität, ebenso wenig wie der Anspruch der Tschechen, das Land sei ausschliesslich "tschechisch". Aus diesem Anspruch, dies sei tschechisches Land, verweigerte die neue tschechische Regierung den dort öebenden Sudetendeutschen den Staatus eines "Staatsvolkes". Es gestand ihnen nur den Status einer Minderheit zu. Einer Bevölkerung von 30 % der Gesamtbevölkerung..M asaryk, der erste Präsident, nannte sie sogar " Immigranten und Kolonisten", obwohl er genau wusste, dass diese seit fast 800 Jahren im Lande leben und die meisten "tschechischen" Städte von deutschen im 12.13. Jahrhundert gegründet wurden..Die deutschen hatten in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg keine Unterstützung in der internationalen Politik und so konnten sich die Tschechen mit ihrer Vorstellung über den neuen Staat durchsetzen und konnten auch eine strikte Politik der Tschechisierung in den deutschsprachigen Gebieten betreiben..
Das wiederum förderte das Zusammengehörigkeitsgefühl der Sudetendeutschen und in der Folgezeit konnte die "Sudetendeutsche Partei", SdP, sogar bis zur stärksten Fraktion im Tschechoslovakischen Parlament aufsteigen. Als die tschechische Politik einen vernünftigeren Kurs einschlug, Masaryk sich 1925 sogar für seien Ausdruck "Immigranten und Kolonisten" entschuldigte, begannen auch die Sudetendeutschen, den neuen Staat mehr und mehr zu akzeptierten, auch wenn die Kurskorrektur noch löange nicht das Ende der Diskriminierung bedeutete. D ann aber, in den dreissiger Jahren, wurde der Einfluss von aussen stärker. Insbesondere weil Deutschland wieder erstarkte, viele Sudetendeutsche waren von Deutschland fasziniert, auch von den Erfolgen der Hitler`schen Politik..A uch wenn die tschechische Politik nun versuchte, Schritt für Schritt den Forderungen der Sudetendeutschen entgegenzukommen, war es zu spät, die miserable Politik der zwanziger Jahre zu korrigieren..Die SdP kam mehr und mehr unter den Einfluss der Nationalsozialisten (NSDAP).. D er deutsche Druck auf die tschechische Regierung nahm zu. Frankreich und England als Garantiemächte der CSR, signalisierten, dass sie keinen Krieg führen werden für einen Staat, der 31/2 Millionen seiner Bürger die Gleichberechtigung mit den übrigen Bürgern verweigert. Es kam 1938 zu den Münchner Verträgen mit dem Resultat, dass das "Sudetenland" von der CSR abgetrennt und dem Deutschen Reich angegliedert wurde..D as war eine Katastrophe für die Rest-CSR, denn wie oben schon erwähnt, es wurden Grenzen aufgelöst, die Jahrhunderte bestanden und neue gezogen, die keine natürlichen waren, sondern nur Sprachgrenzen..Eine solche ungewachsene Grenzziehung zerschnitt Verkehrswege und gewachsene Handelsbeziehungen.. E s war dann auch Hitler-Deutschland das die Münchner Verträge brach. Es besetzte den westlichen Teil der CSR. Böhmen und Mähren, wurden das "Reichsprotektorat Böhmen und Mähren" . Die Slovakei hingegen erklärte sich für unabhängig, wurde aber mit seiner faschistischen Regierung praktisch ein deutscher Satellitenstaat..Wenn man sich die Karte ansieht und auch berücksichtigt, dass Hitler auf jeden Fall Krieg wollte, wird man unschwer erkennen, dass Hitler die CSR aus strategischen Gründen seinem Machtbereich einverleibte, nicht aus Liebe zu den Sudetendeutschen. Interessant war aber auch das tschechische Industriepotential für die deutsche Rüstungsindustrie.. T schechen mögen es nicht gerne hören, aber die tschechischen Arbeiter arbeiteten in ihrer überwältigenden Mehrheit wiederstandslos unter diesem System, man könnte auch sagen, sie kollaborierten mit dem System, solange der Krieg dauerte. Sie produzierten gute und zuverlässige Waffen in fortgeschrittener Technik. Ich habe einen mann kennengelernt, der mir mit Stolz erzählte, dass die Fabrik, in der er arbeitete und in der sein Vater Vizedirektor war, 10 000 Messerschmitt Jagdflugzeuge mit Bordkanonen ausrüstete..Diese Kollaboration endete mit Kriegsende.. D ie polnische Zeitung "Gazeta Wyborzca" vertrat kürzlich die Ansicht, dass je intensiver in okkupierten Ländern die Kollaboration mit den deutschen betrieben wurden, um so schlimmere Excesse gab es nach dem Krieg gegen die deutschen.Anmerkung :Dr. Paudling von der Truman State Universität (USA) sagt in seinem Film über das Sudetenland, dass eine Sprache über Jahrhunderte in dem Land dominierte. Während dieser Zeit aber wuchs die zweite Sprache in ihrer Bedeutung immer mehr, bis sie schliesslich die Dominanz übernahm.Ich möchte den Gadankengang fortführen: Die Dominanz der einen Sprache gab der zweiten Sprache die Chance und die Möglichkeit sich zu entwickeln. Diese zweite Sprache hingegen benötigte nur 25 Jahre Dominanz, um die Bevölkerung der ersten Sprache im Lande durch Tötung und durch Vertreibung zu eliminieren Zusammenfassende Gedanken 1.Ein historischer Fehler. Im Verlaufe der Nationalitätenauseinandersetzung im vorigen Jahrhundert, führte die tschechische Partei ihren Kampf von Prag aus, während die deutsche Seite dies überwiegend von Wien aus betrieb, Auch wenn Wien die Hauptstadt der Monarchie war, so lag sie doch ausserhalb des Gebietes um das letztlich der Streit ging. Die böhmischen Deutschen überliessen Prag mehr oder weniger den Tschechen. Es war aber Prag, wo die "Musik spielte".Als Folge davon, konnten die Tschechen bei den Verhandlungen um die Staatsgründung 1918 Sudetendeutsche Vertreter relativ leicht als faktisch Ausländer ausschliessen. (Und auch mit der Lüge bestehen, dass es keine geschlossenen deutschsprachige Gebiete gäbe!)2. Ein historischer Fehler Nr.2 Die neue tschechische Administration verfolgte einen strikten Tschechisierungskurs in den Sudetendeutschen Gebieten, es drängte den deutschen Einfluss soweit es nur irgendwie ging zurück und beschnitt auch bürgerliche Rechte.Es lehnte auch Sudetendeutsche Forderungen nach kultureller und sprachlicher Autonomie ab, deutsche waren in staatlichen Stellen dramatisch unter ihrem Bevölkerungsanteil vertreten. Die deutsche Sprache wurde nicht als Amtssprache genehmigt. Die tschechische Regierung tat alles, damit die deutsche Bevölkerung sich nicht mit dem neuen Staate identifizieren konnte.Trotzdem, als der tschechische staat die militärische Mobilmachung während der "Sudetenkrise" anordnete, folgten die überwältigende Mehrheit der deutschen Reservisten diesem Aufruf, wohl wissend, dass sie im Falle eines Krieges gegen Deutsche hätten kämpfen müssen. 3. Die Münchner Verträge Das politische Spektrum der Sudetendeutschen hatte zunächst ein normales Gesicht mit Sozialdemokraten, Christdemokraten, Bund der Landwirte etc.. Bedingt durch die Politik vertreten durch Masaryk und Bensch, scharten sie sich immer mehr unter der SdP von Konrad Henlein, bis sie schliesslich mit 87 % der Sudetendeutschen Stimmen stärkste Partei im Lande waren.Als Hitler`s Interesse an der Sudetendeutschen Frage erwachte, war es für ihn leicht, nach den Erfahrungen mit der restriktiven tschechischen Politik der zwanziger und frühen dreissiger Jahren, sich zum Erretter und Beschützer der Sudetendeutschen zu ernennen. Es ist aber eine Tatsache, dass eine solche Errettung zu diesem Zeitpunkt nicht mehr erforderlich gewesen wäre! Auch wenn auf Grund internationalen Drucks, die tschechische Seite jetzt zu wesentlichen Zugeständnissen bereit war, begannen die Sudetendeutschen mehr und mehr, sich dem "neuen Deutschland" zuzuwenden. Es ist auch eine Tatsache, dass die unkluge Nationalitätenpolitik van Masaryk und Benesch zum Verlust der Unterstützung der Garantiemächte England und Frankreich führte. Der britische Premierminister erklärte in seiner Rede am 14.3.1938 dass er jegliche britische Unterstützung für die CSR von wesentlichen Zugeständnissen an die Sudetendeutschen abhängig mache., und sein Aussenminister Lord Halifax erklärte dem französischen Botschafter gegenüber, dass es für britische Bürger undenkbar sei, für ein Land zu kämpfen, nur damit es weiterhin 3,461 Millionen seiner Bürger das Recht auf Selbstbestimmung vorenthalten könne.4. Die Münchner Verträge 2 Auf Grund dieses internationalen Drucks erstellte die Benesch Regierung vor den Münchner und Bad Godesberger Konferenzen, Pläne, die die weitgehende Erfüllung der Forderungen der Sudetendeutschen zum Inhalt hatten.Die tschechische Regierung kam zu dieser zusätzlich unter Druck durch die radikale Forderung nach Autonomie der Slovaken vom 4./5.Mai 1938. Damit wurde nun offensichtlich, dass die gesamte Struktur der CSR in Frage zu stellen war. Die SdP als Repräsentant der Sudetendeutschen war aber zum Zeitpunkt der tschechischen Zugeständnisse nicht mehr frei zu verhandeln, sie wurde bereits weitgehend von Hitler-Deutschland ferngesteuert.Unabhängig vom Ausgang der anstehenden Konferenzen, war Hitler entschlossen, die Tschechoslovakei zum 1.Oktober 1938 anzugreifen. E ine solche Aggression wäre zu diesem Zeitpunkt unmöglich gewesen, hätte Benesch die Zugeständnisse, die er 1938 zu machen bereit gewesen wäre, bereits z.B. 1935 gemacht. Dann hätte die CSR nicht die internationale Unterstützung verloren und Hitler hätte keinen Vorwand gehabt, die "Deutschen der Sudetenländer" zu befreien.5. Der Benesch Stalin-Vertrag In seinem Exil kämpfte Benesch um die Zustimmung der Alliierten, nach dem Kriege die Sudetendeutsche Bevölkerung aus der CSR austreiben zu dürfen.1943 erhielt er dazu die Zustimmung von Stalin mit einem Vertrag, welcher der Sowjetunion einen substantiellen Einfluss in der Nachkriegs CSR garantierte, u.a. war das die Verstaatlichung der Industrie in den deutschen Gebieten. Als ein Ergebnis dieses Vertrages zwang Moskau die CSR, 1947 das Angebot am Marshall Plan zum Wiederaufbau Europas teilzunehmen, abzulehnen. Damit koppelte sich die CSR von der wirtschaftlichen Wiedergesundung Westeuropas, einschliesslich Westdeutschlands, ab. Es führte geradewegs zur Machtübernahme durch die Kommunisten 1948.6. Die Sudetendeutschen Im Laufe der Zeit wurden die vertriebenen Sudetendeutschen in die westdeutsche Gesellschaft integriert. Sie gründeten Städte, bauten Fabriken mit ihrem mitgebrachten Wissen, Können und Fleiss. Sie erwiesen sich als wesentlicher Garant für die politische Stabilität Westdeutschlands und trugen ihren Anteil am Zustandekommen des deutschen Wirtschaftswunders bei.Ich glaube nicht, dass heute sehr viele in ihr ursprüngliches Heimatland zurückkehren möchten um dort zu leben. Die Tschechoslovakei hingegen kam, auch als ein Preis, den Benesch für die Vertreibung der Sudetendeutschen an Stalin zu zahlen bereit war, unter die Kommunistische Diktatur und hatte diese 42 Jahre zu ertragen. V or dem Kriege war die CSR einer der führenden europäischen Industriestaaten. Das war sie auch noch nach dem Kriege innerhalb der kommunistischen Blockes. Gegenüber den westlichen Industrieländern verlor sie jedoch und geriet technologisch (nicht nur !) in einen Rückstand, den aufzuholen sie noch lange brauchen wird.Es wird, auch nach der Vertreibung ihrer Sudetendeutschen Bevölkerung, eine Tatsache bleiben, dass die CSR zur Hälfte von 100 Millionen Deutschen in Deutschland und Österreich umgeben ist. Das wird auch in Zukunft Probleme mit sich bringen, insbesondere was die kulturelle Identität betrifft, die gelöst werden müssen, ohne dass deutsche aus angrenzenden Gebieten vertrieben werden dürfen!Ich befürchte, dass in den Köpfen mancher tschechischer Politiker noch ein Rest des Denkens von Edvard Benesch verblieben ist. Sie hätten die sudetendeutschen Landsmannschaften nach 1990 leicht mit geringen Zugeständnissen ruhigstellen können, sie hätten damit Freunde gewonnen. Das haben sie nicht getan, so wurden die Forderungen immer weitreichender und gewinnen immer mehr internationale Aufmerksamkeit.Im Kleinen wiederholt sich die Geschichte, sie wird sich so lange wiederholen, solange man nicht bereit ist, Lehren und Konsequenzen zu ziehen.Schlussbemerkung Es ist beileibe nicht meine Absicht, die kriminelle Politik von Hitler-Deutschland zu entschuldigen. Ich denke, darüber gibt es keinen Zweifel und das ist auch zur Genüge dokumentiert.Worauf ich aber die Aufmerksamkeit lenken möchte, ist die ignorante tschechische Politik in der "Ersten Republik", welche die CSR letztlich in die Sackgasse geführt hat. P räsident Havel beschuldigt neuerdings die Sudetendeutschen der Illoyalität gegenüber dem tschechischen Staat und begründet damit die Vertreibung als legitim. Er sollte aber auch bedenken, dass die tschechische Regierung vorher illoyal gegenüber seinen deutschsprachigen Bürgern war!D ie Sudetendeutschen haben heftig und auf brutale Weise unter dieser Politik gelitten. Die tschechische Bevölkerung aber leidet immer noch und wird noch lange leiden müssen, länger als die Sudetendeutschen.Wie anderswo schon bemerkt: Mit einer Aufnahme der CR in die EU gehen alle ursprünglichen Forderungen der Sudetendeutschen, soweit sie 1990 bestanden, in Erfüllung. Automatisch auf Grund des bestehenden EU-Rechtes. Es ist auch jetzt wieder eine Tragik der tschechischen Politik, dass sie sich von sich aus zu keinem Einlenken aufraffen kann, sondern dass die Sudetendeutschen und ihre Nachkommen eine gewisse Genugtuung wieder nur durch Regelungen, die von aussen kommen, finden werden. Damit öffnet sie den Weg zu weiteren Forderungen, die sie durch eigenes Zutun leicht verhindern könnte.Im August 2000, Gerhard Hanak Anmerkung: Ich will hier keine Geschichtslektion erteilen, sondern überwiegend meine Meinung zu dem genannten Thema ausdrücken.
Wer sich aber für umfassend über die Geschichte der Deutschen in Böhmen und Mähren interessiert, dem sei die folgende Web-Adresse empfohlen: Geschichte der Sudetenländer empfohlen. Die Adresse ist kompliziert, der Inhalt umfassend und leicht verständlich. |