Auf nach
Maria Dreieichen!
Am Vorabend:
Ein lange gehegter Wunsch soll nun in Erfüllung gehen. Als Kind war
ich schon einmal mit meiner Mutter dort, allerdings mit dem Zug, zu dieser Zeit fanden
keine Wallfahrten mehr zu Fuß statt. Jetzt wollen wir es aber machen.
Queeny hat sich ganz spontan entschlossen, mitzugehen, obwohl sie überhaupt
keine Beziehung zu Damitz und zur Damitzer Wallfahrt hat.
Wenn wir es durchstehen, bin ich wahrscheinlich der erste Damitzer, der
diesen Weg nach 1945 zu Fuß gegangen ist!
Vorbereitet ist alles, die Übernachtungen vorbestellt und mit Hanak Albin in
Socherl/Suchohrdly ist auch vereinbart, dass wir das Auto für diese Tage bei
ihm unterstellen dürfen. Den Rucksack habe ich schon 3 mal gepackt und wieder
ausgepackt, jetzt ist aber wirklich nichts unnötiges mehr drinnen. Queeny
wird sagen, dass ich zu viele T-shirts mit habe, aber es sind nur 3 Stück.
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Die erste Etappe
Von
Socherl/Suchohrdly nach Znaim/Znojmo
Wir starten um 7:15 am 4.5.2000 mit dem Auto in Brünn und sind schon vor 8
Uhr in Socherl. Hanak Albin wartet schon, wir stellen das Auto in den Hof und
ziehen los. Albin und seine Frau können es immer noch nicht glauben, dass wir
es tatsächlich machen wollen. Wir wollen. Den Weg von Damitz/Damnice nach
Kaschnitzfeld/Kasenec sind wir in einer Voretappe gegangen, so dass wir jetzt
von Socherl/Suchohrdly direkt auf der "Kaiserstrasse"(E54) nach
Kaschnitz gehen. Es ist eine der schlechtesten Wegstrecken, direkt am
Rande einer vielbefahrenen Strasse zu gehen, wenn die Laster so einen halben
Meter neben uns vorbeidonnern..... aber es gibt leider keine vernünftige
Alternative. Wir sind dankbar, als wir endlich , nach fast 4 Kilometern die Abzweigung nach
Kaschnitz erreichen. Frühstück in "Marketa" "hemendex",
das ist die tschechische Version von "ham and eggs", also Schinken
mit Spiegelei.
Danach geht es endgültig in den "Busch". Vorbei an den LPG
Wirtschaftsgebäuden und dann sind nur noch Feldwege. Es stellt sich heraus,
dass unsere Karte wirklich hervorragend ist. Die Karte, nach der wir gehen,
ist die Wanderkarte Blatt Nr. 82 der "Edice Klubu Ceskych Turistu"
Masstab 1:50 000.
Zur rechten sehen wir den Markusberg bei Misslitz/Miroslav mit seinen
Weingärten. Ich kann mich nicht erinnern, ob dort früher auch Wein gebaut
wurde. Die riesigen Felder sind alle wohlbestellt. Der Roggen ist schon recht
hoch, auffallend die gelb blühenden Senfkornfelder, eingesäht auch
Zuckerrüben und Mais.
Jetzt sollte ich was zum Wetter sagen: Herrlicher Sonnenschein, ziemlich
windig und dadurch angenehmes Wetter zum gehen. Mein Rucksack ist natürlich
schwerer als der von Queeny, aber dank der hervorragenden
"Tragetechnik" von Tatonka, fühlt er sich nicht schwer an.
Nach gut eineinhalb Stunden Gehzeit, das erste Hindernis: Der Weg war
weggepflügt worden. Wir mussten, entlang einer Baumreihe ( Windschutz) auf
dem Feld gehen. Wir versuchen, auf keine der spriessenden Sonnenblumen zu
treten. Wir merken aber, dass Traktoren, die vor uns dort entlangfuhren,
nicht so sensibel waren. Dank des (zu) trockenen Wetters, werden wir nur
staubig. Am Ende dieses Feldes erreichen wir die Strasse, die von der
Kaiserstrasse nach Hosterlitz/Hosteradice führt. Auf der anderen Seite ist
der Weg erhalten. Als wir auf einem Weg Olkowitz/Oleksovice direkt vor uns
sehen, sollten wir eigentlich nach links abbiegen, aber, da war wieder kein
Weg - wieder weggepflügt. Dank der guten Karte konnten wir, ohne dass sich
die Wegstrecke wesentlich verlängert hätte, einen Ersatzweg finden. Nach dem
wir die Strasse von der E54 nach Olkowitz/Oleksovice überquert hatten, sehen
wir nach einiger Zeit schon die Turmspitzen der Kirche von Lechwitz/Lechovice
über den Bäumen. Es dauert aber fast noch eine Stunde, bis wir tatsächlich
dort sind. Die Kirche ist am Vormittag verschlossen, so das wir ohne Rast die
Treppen ins Tal hinuntersteigen. Ich hatte befürchtet, dass wir erneut die
Strasse entlanggehen müssen, es stellte sich gottlob als nicht zutreffend
heraus. Nur die Brücke müssen wir benutzen. Wie geplant, Mittagessen in der
"horsefarm". (Ich habe dort meine Enkeltöchter zu einem Reitkurs
während der Pfingstferien angemeldet). Danach geht es in Richtung
Tasswitz/Tassovice. Wieder entlang riesiger und sehr gepflegter Felder auf
Feldwegen seitlich von Windschutzbaumreihen. Diese Windschutzbarrieren gab es
früher nicht, sie prägen heute die Landschaft ganz wesentlich. Die
Bepflanzung war wohl wegen der grossen Felder notwendig.
Rast
Queeny hat vorsorglich eine Matte eingepackt, auf der wir diese Rast machen
können. Leider muss man in Südmähren sehr auf Zecken aufpassen, sie sind sehr
gefährlich und da Queeny schon einige Wochen deswegen im Krankenhaus
verbringen musste, ist sie doppelt vorsichtig.
Der Weg nach Hödnitz / Hodonice zieht sich schnurgarade aber endlos hin. Wir
sind richtig froh, als wir endlich die Bahnstrecke erreichen.
Ich erinnere mich,
dass wir, einige Buben, 1944 vom Bahndamm bei den "Teichen" , am
Horizont hinter Kaschnitzfeld, eine riesige Rauchwolke und auch hoch lodernde
Flammen gesehen haben. Einige von uns, ich glaube auch mein Bruder Manfred,
sind, quer über die Felder,losgerannt, um zu sehen, was das sei. Sie sind bis
Hödnitz gerannt, dort wurde ein Benzinzug von Flugzeugen in Brand geschossen. Sie
sind erst so um Mitternacht wieder in Damitz zurück gewesen
Unser Weg führt uns durch Hödnitz / Hodonice,
wo viele Bewohner eine recht dunkle Haut haben, nach Tasswitz / Tasovice.
Auch hier kein Hinweis auf den bekanntesten
(weil deutschsprachigen) Sohn des Ortes: Tasswitz ist der Geburtsort von
Clemens Maria Hofbauer, hl. Clemens, geboren 1751, gestorben 1820 in Wien.
Er hatte ein bewegtes Leben:
- Bäckerlehrling in Znaim,
- Einsiedler an verschiedenen Orten
- Priesterweihe in Rom 1785
- Klostervorsteher von 1787 - 1808 in Warschau wo er sich der Erziehung
von Waisenkindern widmete
- Apostel der Wiener von 1808 bis zu seinem Tode 1820.
Er wurde 1909 durch Papst Pius X heilig gesprochen. Man kann über
eine solche Heiligsprechung unterschiedlicher Meinung sein, je nach
religiöser Überzeugung, sein Werk jedoch, hauptsächlich das
seiner Warschauer Zeit, wird mit dem Wirken eines Pestalozzi gleichgesetzt.
Das wäre einer Erwähnung wert. Das kommt sicher noch.
Sein Andenken wird heute in einer Gedenkstätte gepflegt, die an
Stelle seines Geburtshauses 1928-1930 errichtet wurde. Finanziert wird
diese Stätte hauptsächlich von Spenden aus Deutschland und
Österreich. 1914 wurde C.M.H. als hl. Clemens Stadtpatron von Wien.
Von dort an der Thaya entlang an Mühlfraun / DYJE vorbei nach
Kleintesswitz / Dobsice. Landschaftlich wohl der schönste Abschnitt, leider ist der
Weg teilweise schlecht, besonders für unsere schon ziemlich müden Füsse. Es
mag sein, dass wir die Dörfer hauptsächlich von "hinten" sehen,
aber es ist auffällig, dass die Gärten unwahrscheinlich gut gepflegt sind,
was man von den Häusern aus dieser Perspektive nicht behaupten kann.
Hinter Kleintesswitz / Dobsice entschliessen wir uns, nicht den Feldweg, sondern
entlang der Strasse nach Znaim/Znojmo zu gehen. Das haben wir bereut. Wir
hatten die Übernachtung im Hotel Dukla vorreserviert, aber von der Strasse
führte kein direkter Weg zum Hotel, es wurde nochmals ein unnötig langer Weg.
Ziemlich müde und nach 7 Stunden reiner Gehzeit ziehen wir ins Hotel ein. Es
sind laut unseres Schrittzählers 27 km, die wir heute gegangen sind.
Ich kann es nach dem heutigen Tag nur bewundern, dass die alten Damitzer den
ganzen Weg nach Dreieichen und zurück in 3 Tagen gemacht haben!!!
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Die Zweite Etappe
Von
Znaim/Znojmo bis zur Landesgrenze bei Gnadlersdorf / Hnanice
Im Rückblick
der schönste und interessanteste Wegabschnitt!
Start in
Znaim/Znojmo nach einem Ruhetag für unsere Füße. Ausgangspunkt ist diesmal
der Bahnhof. Über den Hauptplatz, wo Gemüsebauern ihre Erzeugnisse verkaufen,
suchen wir uns einen Weg nach unten, zum Talboden der Thaya / Dyje. Dort über
die Brücke, direkt unterhalb der Kirche St. Nikolaus, über die Taya / Dyje . Nach der Brücke geradeaus den kleinen Weg
den Berg hinauf. Der Weg ist gut markiert, rote Markierung bis
Gnadlersdorf/Hnanice . Zunächst hat der Weg noch Autobreite, weil rechts und
links Gärten sind. Dann wird es ein Fußpfad durch niedrigen Buschwald. Es
geht ziemlich bergauf und wir kommen, trotzdem es noch kühl ist, ganz schön
ins schwitzen! Als der Buschwald aufhört sind wir in der Heide. Das hat mich
ganz schön überrascht. Es ist die sogenannte Kuhberg Heide, "Vresoviste Krava Hora".
Erika, blühender Ginster, Birken, halt so, wie man sich eine Heidelandschaft
vorstellt. Das Gebiet gehört zum Nationalpark „PODYJE“, die
Informationstafeln, die Fauna und Flora beschreiben, sind in tschechisch,
englisch und deutsch abgefasst. Der Weg steigt jetzt nur noch leicht an.
Durch die Heide
und danach wieder im Wald, der hier schon etwas höher ist, überwiegend
Kiefern.
Zur linken
schieben sich die Weinberge fast an den Weg heran, nur noch ein schmaler
Waldstreifen ist zwischen Weg und den Weinbergen.
Danach, kurz
vor dem Ortsrand vonDeutsch Konitz/Konice, rechts und links Weinberge.
Die Kirche von
Deutsch Konitz/Konice sieht von oben bescheidener aus, nicht so dominant wie
von der Fahrstrasse. Durch Deutsch Konitz/Konice führt der Weg nach Poppitz /
Popice, dem Geburtsort von Karl Postl alias Charles Sealsfield. Kurz vor dem Ort zweigt ein Weg ab, der über den
„Sealsfieldstein“ nach Gnadlersdorf / Hnanice führt. (Siehe Hinweis weiter
unten)
Laut unserer
Karte soll die Kirche aus dem 13. / 15. Jahrhundert sein. Sie macht aber
einen sehr ungepflegten Eindruck, hineingehen konnten wir nicht, den
Scharnieren der Türen nach zu schliessen, sind diese schon lange nicht mehr
geöffnet worden. Man kann aber erkennen, dass das Dach in gutem Zustand ist,
tröstlich, dann verfällt die Kirche nicht so schnell. Es ist aber zu sehen, dass der Chor von aussen wirklich
Gotisch ist. Später sehen wir den Schaukasten mit Bildern von innen, wir
haben nichts versäumt.
Das Schloß,
oder Kloster, nebenan ist in einem noch schlimmeren Zustand, eingeschlagene
Fenster, offensichtlich nicht genutzt. An der Wand ein Medaillon mit der
Inschrift „St. P + P“.
Wir sahen auch kein Hinweisschild darauf, dass dies der
Geburtsort von Karl Postl alias Charles Sealsfield ist. Dabei haben wir doch
alle Karl May gelesen, der auch in Tschechien recht populär ist. K.M. hat
seine doch erstaunlich exakten Beschreibungen des indianischen Lebens von
Charles Sealsfield übernommen. Charles Sealsfield gilt als einer derjenigen,
die sehr authentisch das Leben der nordamerikanischen Indianer beschrieben
hat und zwar zu einer Zeit als dieses Leben noch existierte. Charles Sealsfield
hat wohl einige Artikel gegen den österreichischen Obrigkeitsstaat verfasst
und hat es danach vorgezogen, nach Amerika zu emigrieren. Er wurde 1793 in
Poppitz geboren und starb 1864 in den Solothurn.
In der amerikanischen Internet Buchhandlung amazon
sind 11 Titel von ihm und über ihn zum Verkauf aufgeführt, in Brünner
Buchhandlungen kennt man den Namen nicht, in Deutschland habe ich es noch
nicht versucht.
Aus Poppitz kam, glaube ich, auch jener Schmied, der 1945
seine Schmiede abschloss und nach Westen marschierte. Er wurde nach langer
Zeit (Jahre!) irgendwo in Frankreich aufgegriffen. Den Schlüssel seiner
Schmiede hatte er immer noch bei sich.
(Ich weiß nicht, woher ich diese Geschichte habe.)
Der Weg führt
durch eine Dorfstrasse, wo uns eine Schafherde begegnet, die kamen aus der
Kaidlinger Heide / , wie wir gleich erfahren werden. Kurz hinter
Poppitz/Popice die wiedererrichtete Marienkapelle. Die Hinweistafel sagt,
dass sie mit Spendengeldern der Menschen der Umgebung und von Landsleuten
errichtet wurde. Hinter "Landsleuten" verbergen sich wohl die
ehemaligen deutschen Einwohner. Die Neuweihung erfolgte 1998 durch den Bischof Lobkovic aus Prag
Die Kaidlinger
Heide / Havranicke Vresoviste hat einen etwas anderen Charakter als die Kuhberg Heide, mehr Gras,
mehr Ginster und weniger Erika. Von hier kann man sehr schön Retz erkennen,
auch Retzbach und die Grenzstation.
Am nördlichen
Ortsrand an Kaidling/Havraniky
vorbei, weiter durch die Heide bis zur „Studena Tri Lip“ – „Quelle
Drei Linden“, es tut mir leid, aber ich habe vier gezählt.
Die Quelle lädt
zur Rast ein, es ist auch nötig, denn danach geht der Weg ziemlich steil und
felsig nach unten. Es ist ein langer Abstieg für so ein
Flachlandgelände! Nach einem weitern
flachen Wegstück wird die Thaya erreicht. Wunderschön so ein Fluß im
Wald! Ein Hinweisschild sagt, dass
von hier ein Wanderweg über den Sealsfieldstein nach Poppitz/Popice führt.
Das muß man sich merken und gelegentlich gehen.
Nach einem
guten Stück am Fluß entlang, geht der Weg, leider aspaltiert und geradeaus,
das schönste Stück des Weges liegt hinter uns.
In
Gnadlersdorf/Hnanice hätte ich gerne die Kirche von innen gesehen,
sie war leider verschlossen, wir konnten auch keinen ausfindig
machen, der einen Schlüssel gehabt hätte. Von aussen sieht sie fast wie eine mittelalterliche Wehrkirche aus, zweifellos gotisch.
Der Rückweg
nach Znaim/Znojmo ist nicht besonders erwähnenswert, nur dass, wieder in der
Kuhbergheide, der Blick auf Znaim/Znojmo sagenhaft ist. Ich kann verstehen,
dass in Büchern mit alten Stadtansichten Znaim immer vertreten ist und zwar
in der Kategorie der schönsten Ansichten. Dieser heutige Wegabschnitt
ist es wert, ihn zu gehen, man kann ihn von Znaim/Znojmo als Rundwanderweg so wie beschrieben und
zurück über den Sealsfieldstein gehen, oder bis Gnadlersdorf/Hnanice gehen
und mit dem Bus nach Znaim/Znojmo zurückfahren. Die zweite Variante hat den
Vorteil einer guten Einkehr, ob dazu der Gasthof in Poppitz/Popice oder der
in Deutsch Konitz/Konice taugen, haben wir nicht ausprobiert. Die vielleicht
ergiebigste Variante wäre: Von Znaim wie beschrieben bis kurz vor
Poppitz / Popice, dann über den Sealsfieldstein (also doch ein Hinweis!)ins Thayatal und
über die Quelle Drei Linden / Studena Tri Lip nach Kaidling / Havraniky, mit
seinen ordentlichen Gasthäusern zur Einkehr. Dann zu Fuß oder mit
dem Bus nach Znaim / Znojmo zurück.

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Die dritte Etappe
von
Pulkau bis Maria Dreieichen
Die
österreichische Karte ist weniger genau als die tschechische, dafür sind zum
Teil die Wege besser markiert (nicht der gestrige Weg, der war perfekt
gekennzeichnet!). Weil ich mich aber lieber nach der Karte orientiere und die
Wegzeichen nicht immer so perfekt sind -vieleicht lese ich sie auch nicht immer richtig-, führt das zu manchen Umwegen.
Der Einstieg
erfolgt an der Abzweigung nach Rafting auf den markierten Weg Nr. 2 / 662.
Nach einer selbst gewählten Abkürzung erreichen wir den Weg Nr. 663 der
direkt nach Dreieichen führt. Die Waldwege sind hervorragend zu gehen, auch
wenn sie manchmal von Fahrzeugen aufgefurcht sind. Der Weg führt an einer
Anhöhe entlang an Missingdorf vorbei, berührt beim Wetterkreuz wieder die
Fahrstrasse und dann noch ein ziemliches Stück durch einen schönen Wald. Dann
aber beginnt eine ziemliche Qual: Die Feldwege um Siegmundsherberg (ob der
wohl Ort seinen Name von der Siegfriedsage hat??) sind asphaltiert, das
strengt schon ziemlich an,
gottseidank haben die Sportschuhe einigermaßen weiche Sohlen, so dass der
Auftritt nicht ungefedert auf die Gelenke kommt.
Durch Siegmundsherberg ist es
auch ein langer Weg, der ganze Ort muss in voller Länge durchwandert werden!
Ich erkenne an dem mit Erde aufgeschütteten Wasserbehälter, dass ich als Kind
schon einmal hier war. Der Erdhaufen hat mich damals sehr beeindruckt, zumal
er von einem Soldaten bewacht wurde. Am Ortsausgand , schon in Rodingersdorf
endlich die Abzweigung mit einem Schild „Weg nach Maria Dreieichen“. Ob da
unsere Damitzer auch gegangen sind? Ich stelle es mir jedenfalls vor. Erstaunlich
auf den Feldern ist, dass der Roggen und die Gerste schon Ähren haben, dabei
ist ja erst der 7. Mai.
Ach ja, das war 1945 auch der letzte Kriegstag, den wir
so ziemlich den ganzen Tag im Keller verbracht haben. Am nächsten Tag kamen
die Russen nach Damitz.
Die nächsten 2
km wieder auf hartem Weg, weil es auch recht warm wird, sind wir froh, als
der Weg endlich in den Wald hineingeht. Jetzt geht es ziemlich den Berg
hinauf (Eichberg, 452 m), aber im kühlen Wald. Dann teilweise am Waldrand
entlang teilweise im Wald bis dann das letzte Teilstück nur noch im Wald
steil bergabgeht und dann ist schon das Bründl zu sehen.
Heute
ist der Tag der Südmährerwallfahrt und ich hatte gehofft, dort Damitzer zu
treffen. Ich habe leider keinen gesehen, den ich gekannt habe.
So, das war der
Weg von Damitz nach Dreieichen. Wie
die das früher in 3 Tagen zu Fuß hin und zurück (!!) geschafft haben, ist mir ein Rätsel. Unser
erster Tag waren knapp 30 km und wir
haben einen Ruhetag benötigt. Wir sind insgesamt 75 km gegangen, das entspricht ungefähr der einfachen
Entfernung (weil wir den Weg von
Znaim/Znojmo bis zur Grenze und zurück gegangen sind). Unsere reine
Gehzeit waren 18 Stunden. Die Damitzer mussten für den Hin- und Rückweg
demnach 36 Stunden reine Gehzeit gegangen sein, insgesamt 3 Tage
hintereinander gute 50 km pro Tag! Respekt!
Zum Weg selbst
möchte ich noch anmerken, dass es unmöglich ist, den authentischen Weg zu
gehen. Die sind damals überwiegend die "Kaiserstrasse" gegangen, die
stellt auch die kürzest mögliche Verbindung dar. Der Verkehr ist dort heute
so dicht, dass es zu gefährlich ist, zu Fuß zu gehen. Ich habe deshalb einen
Weg ausgesucht, der dem Originalweg so nah wie möglich kommt, Fahrstrassen
aber vermeidet.
Zu Ihrer Information, lieber Leser, ich
benutze für die Zeit nach 1945 gerne die tschechischen Ortsnamen und für die
Zeit davor die deutschen. Dieser Weg war aber eine Kombination aus
Vergangenheit und Gegenwart, so dass ich beide Namen benutze, soweit ich sie
kenne. Einige deutsche Ortsnamen muss ich noch nachtragen. Außerdem gingen
wir als deutsch-tschechisches Team, was ohnehin die Verwendung der doppelten
Ortsnamen opportun erscheinen lässt.
Wer
dies liest und Interesse hat, diesen Weg „Auf den Spuren unserer Vorfahren“ zu
gehen, soll sich mit mir in Verbindung setzen, vielleich können wir das im
nächsten Jahr wiederholen, noch bevor wir alle alt und gebrechlich sind!.
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